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Madagaskar-Mission September/Oktober 2017

01 Nov

Madagaskar-Mission September/Oktober 2017

Rückmeldungen der Reise von Ruth Rossier, Projektleiterin Madagaskar bei asf.ch. Sie wurde von Mary-Rose Oppliger (Ernährungsberaterin), Esther Thalmann (Landwirtin/Bäuerin/Journalistin) und Vincent Kummerling (Gärtner) begleitet.

Ziele der Mission

  • Berichterstattung, Diskussionen und Evaluierung mit unserem Partner VFTM – Gruppe für die Entwicklung der Region Haute Matsiatra. Zusammenarbeit mit VFTM
  • Besuche, Kontrollen und Analysen der Anbaumethoden im Kartoffelbau
  • Besuch einer landwirtschaftlichen Ausbildungsstätte für Jugendliche und des landwirtschaftliches Bildungszentrums CEFFEL
  • Kochkurs: Kochen mit Kartoffeln, verschiedene Zubereitungsarten der Kartoffel
  • Kartoffelfest in Andohasahabe und Betapoaka

Zusammenarbeit VFTM – ASF.CH

Ziel der bäuerlichen Gruppe VFTM ist der Aufbau von verschiedenen Wertschöpfungsketten für ihre Mitglieder. Die neuste ist die Wertschöpfungskette Kartoffel. Der Präsident des VFTM, Lucien Maminilainoro, ist persönlich dafür verantwortlich. Er ist unser Kontakt vor Ort, zusammen mit dem neuen Techniker Justin Randrianantenaina.

asf.ch und VFTM legen den Schwerpunkt auf die theoretische und praktische Ausbildung der Kartoffel-Produzentinnen. Zudem werden Unterlagen und Unterrichtsmaterial für den Kartoffelanbau bereitgestellt.

Die Mission 2017 fand etwas zu früh statt. Wegen der späten Pflanzungen war die Ernte noch nicht abgeschlossen. Deshalb können wir die Erträge von 2017 noch nicht beurteilen.

Der Bericht 2017 und das Budget 2018 von VFTM zu Jahresende erstellt, werden uns erst ermöglichen, unser Projekt in Madagaskar zu bewerten und die nötigen Folgerungen für seine Zukunft zu ziehen.

Kartoffelanbau 2017

Der späte Regen, verursacht durch den Klimawandel, verzögerte die Pflanzung und die Ernte der meisten Kartoffeln, die im Juni-Juli in Andohasahabe und August-September in Betapoaka hätten stattfinden sollen. Diese zeitliche Verzögerung wirkt sich negativ auf die Ernteerträge aus. Zudem war die Ernte zum Zeitpunkt der Mission noch nicht abgeschlossen.

Die Anzahl Kartoffel-Produzentinnen hat sich seit dem Pilotprojekt verdoppelt: Dreiunddreissig Produzentinnen bewirtschaften 593 Aren in Andohasahabe und einundzwanzig Produzentinnen 254 Aren in Betapoaka. Dies entspricht 90% der erwarteten 60 Produzentinnen. 2017 pflanzten die 54 Produzentinnen vier lokale Sorten (Diamondra, Maneva, Maharevo und Meva).

Die Hälfte der Ernte 2017 wird verkauft, die andere Hälfte ist für den Familienverbrauch in den Dörfern vorgesehen.

Zwischen den Kulturen wurden grosse Unterschiede bezüglich Anbau, Gesundheit und Entwicklung der Pflanzen festgestellt. Wichtig ist in Zukunft, dass zusätzlich zur Unterstützung durch den Techniker, die Ausbildung der Produzentinnen in den Gemeinden der Region gestärkt wird. Eine intensivere Begleitung ist erforderlich.

Für die Sicherstellung des Projekts muss VFTM unter anderem den Lieferantenkreis erweitern.

Lagerhäuser

Eine verbesserte Isolierung der beiden Lagerhäuser, die 2016 gebaut wurden, trug dazu bei, dass die Ernte in besserem Zustand blieb. Trotzdem ist es nötig, wachsam zu sein und eine regelmässige Kontrolle der Kartoffeln vor und während der Lagerung vorzunehmen.

Einige wichtige Punkte müssen noch geklärt werden:

  • Die völlige Verdunkelung der Räumlichkeiten, um die Entwicklung von Solanin (grün werden der Kartoffeln) zu verhindern. Dies macht die Kartoffeln für den Verzehr ungeeignet.
  • Die Stabilisierung von Luftfeuchtigkeit und Temperatur. asf.ch hat hier für ein Thermo-Hygrometer zur Verfügung gestellt.
  • Eine bessere Belüftung der Räume.
  • Kisten, die überschaubar und an die Lagerung angepasst sind.

Eine kurze Lagerung von 2 Monaten bis zum Verkauf oder Verbrauch der Kartoffeln ist nun gewährleistet. Es bleibt die Konservierung der Saatkartoffeln bis zum nächsten Jahr (2018). Ein weiteres Lagerhaus für Saatkartoffeln mit geeigneten Lagerbedingungen muss gebaut werden.

Der VFTM benötigt für die Vermarktung der Kartoffeln zudem zusätzliche finanzielle Mittel für den Erwerb eines geeigneten Transportmittels.

Ausbildung in Produktion und Konsumation

2017 nahmen vier Produzentinnen, zwei pro Dorf, und der neue Techniker an einer einwöchigen Schulung zum Kartoffelanbau und Kompostierung im Obst- und Gemüse-Versuchsanstalt und Schulungszentrum für Obst und Gemüse (CEFFEL) in Antsirabe teil.

Ruth Rossier gratulierte den Bäuerinnen zur gelungenen Ausbildung und überreichte ihnen je ein Betty Bossi Kartoffel-Kochbuch sowie ein Seidentuch oder ein Taschenmesser im Edelweiss-Look. asf.ch dankt Coop für die Spende der Kochbücher.

Diese Kurse werden in einer bildsprachlichen Methode und mittels Lehrvideos durchgeführt, da die Frauen auf dem Land oft nur eine geringe Schulbildung (vier Jahre) haben. Dank des positiven Echos der letzten Teilnehmerinnen meldeten sich zehn Kandidatinnen (fünf pro Dorf) für den CEFFEL-Kurs 2018 in Antsirabe, dessen Finanzierung ist noch offen. asf.ch ermutigt motivierte Frauen, eine Führungsrolle unter den Kartoffel-Produzentinnen im Dorf zu übernehmen.

Während der asf.ch – Mission hatten die Produzentinnen auch Gelegenheit zu lernen, wie sie Kartoffeln zubereiten können (Gschwellti, Salat und Country Frites). Mary-Rose Oppliger (asf.ch) und Marià Idà Randrianjatovo (VFTM) organisierten je Dorf einen Kochkurs. Die Mehrheit der an dem Projekt beteiligten Frauen nahm an diesen Kursen teil.

Gekocht wurde auf den Energiesprarherden von ADES (www.adesolaire.org), die 2016 von asf.ch an die Kleinbäuerinnen ausgehändigt wurden. Die Herde benötigen weniger Holz als herkömmliche und helfen im Kampf gegen die Abholzung der Wälder in Madagaskar. Unser Verein 2017 offerierte allen 54 Kartoffel-Produzentinnen des Projekts 2017 einen energiesparenden 45-Liter-Holzherd von ADES.

Kartoffelfest

Um die Leute für das neue Lebensmittel Kartoffel zu sensibilisieren, wurde zum zweiten Mal ein Kartoffelfest durchgeführt. In den beiden Dörfern Andohasahabe und Betapoaka spielte eine Blasmusik, es wurde getanzt und ausserdem Spiele für die Jugendlichen durchgeführt. Die Preise für die Siegerinnen und Sieger wurden von asf.ch und Sponsoren wie die Post gespendet.

Im offiziellen Teil referierte asf.ch-Projektleiterin Ruth Rossier zur Geschichte der Kartoffel, deren weltweiten Verbreitung und Nährwert.

Dann erfolgte eine Demonstration von Werkzeugen. Esther Thalmann demonstrierte den Gebrauch der Herzhaue und Vincent Kummerling installierte die mitgebrachten Thermo-Hygrometer in den Lagerräumen. Beides wurde von asf.ch finanziert. Die Schweizer Delegation nahm geflochtene Körbe aus dem Dorf Betapoaka mit nach Hause. Diese wurden auf dem Weihnachtsmarkt in Glattfelden verkauft, um das madagassische Projekt zu unterstützen.